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Volkstümliche
Ostersitten |
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Biete Euch hier einige interessante Informationen
über volkstümliche Ostersitten, Oster - Liturgien, Osterbrauchtum,
(wie rollende Teertonnen, Osterfeuer, Osterräder, Oster - Ringelbrot) auch
Osterrituale und lustige Osterspiele (wie Ostermannbrennen, Schwerttänze,
Siebensprünge u.s.w) zur Osterzeit an.
Diese Texte wurden aus
antiquarischen Büchern aus dem Jahr 1895 entnommen und für Euch
zusammengestellt. |
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Die
volkstümlichen Ostersitten
Freudenfeuer wurden zu Ostern
angezündet, zumal da wo Sachsen wohnten. Sie flammte auf Bergen und
Hügeln, und wie gewaltig sie waren, erhellt schon daraus, daß im
Niderdeutschen das oster-vür zur Bezeichnung eines jeden großen
Feuers gebraucht wurde. Solche Osterfeiern erhielten sich bis ins vorige
Jahrhundert, ja selbst bin in unsere Zeit hinein. Noch im Jahre 1831 wurden in
Hessen neben der Kugelsburg bei Volkmarsen ein Osterfeuer abgebrannt, doch fand
sich die Behörde veranlaßt, dasselbe für später zu
verbieten. Um Göttingen und Nordheim (1820 - 1840) waren die Osterfeuer
überall: Feuer, rollende Teertonnen von den Bergen, Schwingen hoher,
langer Fackeln aus getrockneten oben vierfach gespaltenen jungen Buchen, deren
Klöbung mit Hobelspänen gefüllt war. Das Holen des Fackelholzes
war streng verboten, geschah aber doch. Durch die Feuer wurde paarweise oder
einzeln gesprungen. In Nordheim geschah es auf den ersten Winterberge. Vom
Feuer oder den Fackeln wurde stets versucht, noch glimmende Brände mit
nach Hause zu nehmen, obwohl es streg verboten war. So wurde auch auf dem
Osterberge bei Grandersheim noch im vorigen Jahrhundert die Osterfeuer
angezündet. Sie erscheinen zumeist in Gestalt von feurigen Rädern,
welche als symbolische Zeichen der Sonne von den Bergen oder Hügeln
herabgerollt werden, wie es z.B noch alljährlich bei Lügde in
Westfalen geschieht, dem alten Lugdunum Karls des Großen. Die Ausgaben
für diese Feuerräder, welche in großer Zahl von den beiden dort
gegenüberliegenden Bergen unter lautem Jubel des Volkes herabrollen,
werden noch immer von der Stadt gern bestritten. Auch auf den Höhen des
Teutoburger Waldes, wie in der westfälischen Ebene sieht man noch jetzt
regelmäßig am Abend des ersten Ostertages Feuer an Feuer, belebt von
der Jugend, welche durch das Feuer springt. In Meklenburg kommen Osterfeuer
nicht vor. Jene Feuerräder aber sind bildliche Bezeichnungen der
Sonne, die auch sonst als Rad dargestellt und in der Edda das schöne Rad,
fagra hvel genannt wird. Wie in der hochheiligen Zeit der zwölf
Nächte von Weihnachten bis Berchtentag, wärend deren die Sonne auf
ihrem tiefsten Stande auszuruhen schien, nichts "rund gehen" durfte, weshalb
auch das Spinnen unterlassen wurde, so ist dies Rundgehen zur Osterzeit nun
gerade die rechte Ehrenbezeugung. Auf dies österliche Sonnenfest weist
auch das Gebäck auf Ostern, das alte radförmige Ringelbrot mit seinen
Speichen, das in manchen Gegenden als Fastenbrezel (ahd. brizilla, mlat.
Bracellum) verblieb. Hier und da wurde wohl auch ein sog. Ostermann in das
Osterfeuer geworfen, eine Puppe aus Stroh, welche den Winter symbolisch
darstellte. Ursprünglich sollte es wohl die Besiegung des Frost-oder
Reifriesen versinnbildlichen. Später verstand man den alten iötun
(Riesen) nicht mehr man brannte nun in seltsamen Mißverständnisse
den "alten Juden" und gelange vom Juden auf den Judas. Die Feuer auf den
Bergen, welche im Heidentum dem Donar galten, und um welche das Volk unter dem
Gesange alter Lieder jubelnd tanzte, erhielten sich teilweise unter dem Namen
Petersfeuer, Judasfeuer, Osterfeuer bis heute. In Althenneberg fand das
Judasbrennen noch vor 50-60 Jahren am Karsamstag statt. Am Abend nach der
Auferstehungsfeier steckten die Burschen des Dorfes an der Kirchtüre mit
dem geweihten neuen Licht der Kirche ihre Laternen an und in vollem Lauf gings
zu dem auf dem Getreidefeld errichteten Holzstoß. Wer zuerst ankam,
zündete ihn an. Keine Frau, kein Mädchen durfte der Feier beiwohnen.
Man rief dabei: "Brennen wir den Judas!" Zwei Burschen mußten die ganze
Nacht sorgfältig das Feuer gegen Entwendung bewachen. Bei Sonnenaufgang
sammelten diese beiden Burschen die Asche und warfen sie in das fließende
Wasser des Rötenbachs. In andern Gegenden entzündet man das Feuer am
Ostertag auf einem Hügel. Die Burschen befestigen an einer Rute einen
hölzernen Pfeil, dessen Spitze in Pech getaucht und angezündet wird.
Nun wird die Rute so geschwungen, das der Pfeil hoch in die Luft fährt und
bei der Nacht einen schönen Bogen beschreibt; ein deutliches Nachbild des
Blitzes. Bevor die Glut aufprasselte, trieb man die roten Eichhörnchen im
Walde zusammen, - eine symbolische Handlung, welche anzeigen sollte, daß
der Gewittergott, der Blitz dessen Abbild die Eichhörnchen sind, das Feuer
der Frühlingssonne entzünde. In Freising hieß das Osterfeuer
das Ostermannbrennen. So war der Winterriese, der iötun dort zum Judas,
hier zum Ostermann geworden. Einen ähnlichen Gebrauch hatten die Slaven,
welche eine Winterriesin, die Marzana, konnten und eine alte Frau
verbrannten. Der Scheiterhaufen, auf welchem Leichen verbrannt wurden,
hieß Burg, und so war das sog. Burgbrennen, wie z.B im Luxemburgischen
und in der Eifel eine Art Leichenbrand. Eine Burg wird schon in der Edda der
Scheiterhaufen genannt, welchen Brynhild für sich und Sigurd zum
Leichenbrand anordnet. Sicherlich wurde auch in Norddeutschland manche
Osterburg in diesem Sinne für das Ostermannbrennen gebaut. In anderen
Gegenden wurde der Ostermann wohl auch ersäuft. Landmädchen
durchziehen die Straßen; auf oder unter dem linken Arm tragen sie einen
kleinen offenen Sarg, aus welchem ein Leichentuch herabhängt. Unter dem
Tuch liegt eine Puppe; so z.B in Thüringen, Meißen, Voigtland,
Schlesien und Lausitz. Die Puppe, ein strohernes oder hölzernes Bild, wird
herumgetragen, ins Wasser geworfen oder verbrannt. Die, welche "den Tod
weggeworfen", wie man sagt, laufen schnell davon, aus Furcht, daß er sich
wieder aufraffe und hinter ihnen herkomme. An diesem Siegesfest des Lichts
und Lebens führte man wohl auch Schwerttänze auf, wie die Tacitus
Germania 24 schildert, wo man mit dem "Ostersachs", dem Osterschwerte, dem
Symbol des Sonnenstrahls, kämpfte. So treten in einem alten Tanzliede zur
Zeit als Auen und Werder grünen, Friedeholt und seine Gesellen mit langen
Schwertern auf und erbieten sich zum Österspil, das ein von Zwölfen
aufgeführter Schwerttanz gewesen zu sein scheint. Dabei trat ein
Tänzer auf, der den Sommer vorstellt und den Winter aus dem Lande schlug.
Von solchen Schwerttänzen in Hessen berichtet noch Lyncker (Hess. S. Nr.
321). Die Tänzer, deren es 16-20 waren, trugen weiße gegürtete
Hemden und Hütten, mit bunten Bändern und weißem Tuche
ausgeschmückt. An den Kniescheiben hatten sie Schellen befestigt und um
die Arme lang herabhängende Bänder gebunden. Ein Führer leitete
die Tänze, sagte den Zuschauern mit gehöriger Förmlichkeit
seinen Gruß und redete sie darauf nach althergebrachter Weise so an:
Hier sind wir herkommen auf diesen Platz und Plan. Einen ehrlichen
Schwerttanz wollen wir fangen an; Nicht aus freiem Mut, Sondern erlaubt
von der Obrigkeit gut. Also sollen meine Gesellen ihre Schellen lassen
klingen Wie die Engel im Himmel singen. Einer der da singt, Der
andere, der da klingt, Und der dritte, der auf der Trommel klingt.
Trommelschläger, schlagt auf die Trommel, Daß wir zu dem Tanzen
kommen!-
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