|
|
|
Volkstümliche
Osterlieder |
|
|
Biete Euch hier einige interessante Informationen
über volkstümliche Ostersitten, Oster - Liturgien, Osterbrauchtum,
(wie rollende Teertonnen, Osterfeuer, Osterräder, Oster - Ringelbrot) auch
Osterrituale und lustige Osterspiele (wie Ostermannbrennen, Schwerttänze,
Siebensprünge u.s.w) zur Osterzeit an.
Diese Texte wurden aus
antiquarischen Büchern aus dem Jahr 1895 entnommen und für Euch
zusammengestellt. |
|
|
Fortsetzung
von Seite 2 (volkstümliche Ostersitten)
Ist es nicht so
als habe Goethe hier die alten österliche Naturfreude im Bunde mit der
Sieges- und Heldenfreude der Vorzeit noch einmal darstellen wollen, jene echt
germanische Naturfreude, die das gewaltige Ringen der Naturkräfte, auf
welche sich unsere ganze Mythologie sich aufbaut, so naiv sinnlich und doch so
hochpoetisch durch jenen Zweikampf darstellte, durch jene
Frühlingsbelustigungen, welche man Österspil oder "Widerstreit"
nannte. Wie lieb dem Volk aber solche Osterspiele waren, erhellt u.a aus dem
süßen Schmeichelwort für die Geliebte: "Meines Herzens
Osterspiel", wie es bei mhd. Dichtern erscheint. Der "Widerstreit", bei
welchem allemal der Winter unterliegt, ist ja im Grunde nur eine Naturfeier,
ist zuletzt nur das Siegesfest des Gottes Thor, jener Personifikation des
Frühlings, der alljährlich mit seinem vortrefflichen Hammer die
Frost- und Reifriesen, die Sturm-und Hagelriesen schlägt und sie zum Lande
hinaustreibt. Jetzt müssen sie auswandern, sie fühlen, daß ihre
Zeit vorbei ist. Thors Fahrt aber geht immer gen Osten, weil die kalten Winde
in Skandinavien von daher kommen. Den Sieg dieser Ost- oder Osternfahrt, auf
welcher jene Frost-, Sturm- und Reifriesen bezwungen werden, feiert das Volk an
einem Feste, welches allerdings schon deshalb Ostern genannt werden konnte,
auch abgesehen von einer Göttin Ostara, deren Name wenigstens in der Edda
nicht genannt wird. Wurde aber eine solche Göttin verehrt, so könnte
man dabei an Thors Gemahlin Sif denken, von welcher bei jüngerer Edda
(D.61) erzählt, daß ihr Loki, der Feind der Götter,
hinterlistigerweise das Haar abgeschnitten habe; ihr Gemahl Thor aber zwang
ihn, von den Schwarzelfen zu erlangen, daß sie ihr neue Haare von gelb
machten, die wie anderes Haar wachsen sollten. Dieser Mythus Sinn ist klar
und schön von Uhland gedeutet. Das Feld steht kahl, aber schon keimt neue
Hoffnung goldener Ähren, das sind die goldenen Haare Sifs. Dieser
künftige goldene Schmuck des jetzt verödeten Getreidefeldes steht
schon vor dem hoffenden Geiste. Die Flur grünt fröhlich weiter, wenn
auch der fliehende Feind, der Winter, noch seine Hagelsalven schickt, - es sind
doch nur ohnmächtige Schauer körnigen Eises, nur Streifen über
die grüne Flur. Bedenken wir, wie Thor gerade der Gott der Landleute
und als solcher ihr erkorener Liebling war, indem er die Erde urbar und
fruchtbar macht, so wird es umso weniger befremden, wenn wir in jenem
Osterkampf eine Siegesfeier des Gottes sehen, der ja gerade zu dieser Zeit auf
seinem Wagen mit den zwei Böden auf seiner glorreichen Ost- oder
Osternfahrt begriffen ist. Bemerkenswert ist darum der sog. Osterbock, der
hircus paschalis. Dieser war z.B. Zu Schillingen bei Trier eine Abgabe die erst
1712 abgestellt wurde. Sie mußte pro primo infante baptizando auf Ostern
entrichtet werden. Weil der Bock ein dem Thor geweihtes Tier ist, so verlangen
unsere Rechtssitten vergoldete Hörner bei dem zu entrichtendem Bocke. So
geschmückt und bekränzt war das Opfertier dreimal um das Heiligtum,
oder im Kreise der Volksversammlung umhergeleitet, rund durch die Bänke
geführt. Im Harz wurden vor dem Entzünden des Osterfeuers
Eichhörnchen, die Tiere des Donar, im Wald eingefangen. Auch wurde das
Osterfeuer besonders vom Bocksdorn (Kreuzdorn) angezündet. Auf Thor weist
auch das "Süntevügeljagen" in Westfalen und in der Grafschaft Mark,
wo auf St. Peterstag (22 Feb.) - und gerade Thor, der Felsenmann, wurde in
christlicheer Zeit oft zu St. Petrus - mit dem Kreuzhammer - also mit dem
deutlich erkennbaren Attribute Thors - an die Haustüren geklopft wird, die
Kröten, Hucken und Schlangen und Fehmollen(bunte Molche), überhaupt
alles Ungeziefer zu vertreiben. Auf St. Peterstag fällt der Schluß
des Winters: ein unverkennbarer Zusammenhang mit der Sitte des
Winteraustreibens zu Ostern. Nur sind Thor zum heiligen Petrus und die
Winterriesen hier zu Schlangen und Molchen geworden. Bei dieser Sitte des
Klopfens mit dem Kreuzhammer werden Gaben gesammelt, vor allem Backwerk, das in
Süddeutschland schon durch seinen Namen mit dem Klopfen
zusammenhängt: man klopft an, um eine Schüssel Klöpfli oder
Knöpfli zu erlangen. Dabei blieb auch die Idee des Zweikampfes auf
Ostern noch jahrundertelang bewahrt, u.a. auch im Volksliede, wo jener
Wettkampf zum Wettgesang, zum Widerstreit in Worten wurde. So kämpfen in
einem solchen "Widerstreit" Sommer und Winter noch in einem Volksliede des 16.
Jahrhunderts (Uhland Volks. I, 23 fg.). Der Sommer spricht:
Heut ist
ein fröhlicher Tag, Daß man den Sommer gewinnen mag: Alle
ihr Herren mein, Der Sommer ist fein.
Winter: So bin ich der
Winter, ich gib dirs nit recht, O lieber Sommer, du bist mein Knecht.
Sommer: So bin ich der Sommer also sein, Zu meinen Zeiten da
wächst der Wein. Winter: O Sommer, du sollst mir nichts
gewinnen, Ein frischer Schnee will ich dir bringen. So streiten
Sommer und Winter lange, bis sich schließlich der Winter als
überwunden ergibt mit den Worten:
Ihr Herren mein, ich bin
veracht, Der Sommer hat mich zu schanden gemacht.
Es gehört
wohl auch dies Lied zu den mit Tanz, oder mit Ballwerfen verbundenen Liedern.
Das Ballwerfen war in alter Zeit ein mit Gesang und Tanz verbundenes Spiel,
daher in den romanischen Sprachen ballare tanzen. Tanz und Ballschlagen fand
besonders auf Ostern statt und steht da wohl in Beziehung zur Sonne, die nach
dem Volksglauben zu Ostern drei Freudensprünge tut. Von diesen drei
Freudensprüngen sagt noch Georg Rollenhagen (+ 1609) in Parad.: "Ich finde
in etlichen Postillen der Mensch solle sich billig des Osterfestes freuen; dann
auch die herzliche schöne Sonne an dem Himmel tue auf den ersten Ostertag
frü, wenn sie erst aufgehet, und darnach zu Abend, ehe dann sie untergehe,
drey Freudensprünge. Nach den Worten des 19. Psalms: Er hat der Sonnen
eine Hütte in denselben gemacht, und dieselbige gehet heraus, wie ein
Bräutgam aus seiner Kammer, und freuet sich, wie ein Held zu laufen den
Weg. Darauff lauffen beede, Alten und Jungen, des Morgensfrü vor der Sonne
Auffgang, und des Abends spat, vor der Sonne Untergang, mit grossen Hauffen in
das Feld hinaus, und sehen zu, wie die Sonne tanzet.Wann sie nun dieselbe lange
angesehen haben, daß ihnen Blau und Braun, Liecht und Finsternuß
vor die Augen kommt, so ruffet einer hie, der andere dort: Jetztund thate sie
den ersten, da bald den anderen, und dann den dritten Sprung. Wer nun sagen
wollte, er hätte es nicht gesehen, den würde man für blind, oder
für einen Gotteslästerer halten. Wann nun die Sonne gewiß
sichtbarer Weiß an dem rechten Ostertag tanzete, so hätten die Alten
und wir des Zanks nicht bedürffet: Dann Gott hätte ein sichtbar
Zeichen an den Himmel gesetzet, dabei man den rechten Ostertag erkennen
könnte. - Dannoch wird dieser Glaub gepredigt, behalten, und alle Ostern
besucht." Tanzt nun die Sonne vor Freuden, warum sollte das mit der Natur
lebende Volk nicht auch seine Freudensprünge tun? Nur ließ man es
nicht bei dreien bewenden. Man tanzte wenigstens die sog. "Siebensprünge"
auf Ostern und sag dazu:
Könnt ihr nicht die
Siebensprüng, Könnt ihr sie nicht tanzen? Da ist mancher
Edelmann, Der die sieben Sprüng nicht kann: Ich kann se, ich kann
se. Als Siegesfest des wachsenden Lichts scheint auch die Kirche die
Tage der Sonnenwende gefaßt zu haben, in der bekannten Echternacher
Prozession, wo man einen Schritt rückwärts und zwei vorwärts
tut. Der eine Schritt rückwärts bedeutet nach Simrock, "das
Sträuben des Winters, dem es nicht selten gelingt, einen Teil der
verlorenen Herrschaft wieder zu gewinnen, was er aber mit desto
größeren Verlusten büßen muss; die zwei Schritte
vorwärts den unvermeintlichen Sieg des Sommers, denn trotz des einen
zurückgetanen Schritts, der den Fortschritt zwar hemmt, aber nicht
hindert, wird das Ziel erreicht, so daß diese hüpfende und
springende Schaustellung den überstandenen Kampf mit den Mächten der
Finsternis und ihre gewisse nun entschiedene Niederlage sehr lebendig
veranschaulicht."
Weiter gehts unten auf Seite 4
|
|
|
|
|